In der Offenen Ganztagsbetreuung spielt die Beteiligung von Kindern eine zentrale Rolle für eine erfolgreiche pädagogische Arbeit. Beteiligung fördert nicht nur die Selbstständigkeit und das Verantwortungsbewusstsein der Kinder, sondern stärkt auch ihr Selbstvertrauen und ihre sozialen Kompetenzen.
Warum ist Beteiligung wichtig?
Beteiligung, auch Partizipation genannt, bedeutet, die Schüler*innen aktiv in Entscheidungsprozesse rund und den Alltag in der Offenen Ganztagsbetreuung einzubeziehen. Beteiligung ist ein grundlegendes Prinzip der demokratischen Bildung und hat zahlreiche Vorteile:
- Förderung der Selbstständigkeit: Wenn Kinder Entscheidungen treffen können, lernen sie, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen.
- Stärkung des Selbstvertrauens: Die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen und umzusetzen, fördert das Selbstwertgefühl.
- Verbesserung der sozialen Kompetenzen: Kinder lernen, ihre Meinungen zu äußern, Kompromisse zu finden und zu akzeptieren und respektvoll mit anderen umzugehen.
- Erhöhung der Motivation und des Engagements: Kinder, die sich aktiv einbringen können, sind motivierter und engagierter bei der Sache. Sie erleben sich selbst aktiv als Teil der Offenen Ganztagsbetreuung und ihrer sozialen Gemeinschaft.
Praktische Ansätze zur Umsetzung im Rahmen der OGTS
1. OGTS-Konferenzen / OGTS- Versammlung
Regelmäßige OGTS-Konferenzen bieten strukturierte Möglichkeiten zur Mitbestimmung, zum Festlegen von Abläufen, zum Austausch. Hier können Schüler*innen ihre Anliegen und Wünsche äußern, an Projekten mitarbeiten und Entscheidungen treffen. Dies fördert das Gemeinschaftsgefühl und die Verantwortungsbereitschaft.
2. Projektarbeit
Projekte, die von den Kindern selbst initiiert und durchgeführt werden, sind eine hervorragende Möglichkeit zur Beteiligung. Ob es sich um die Gestaltung des OGTS-Raumes, das Planen von Veranstaltungen oder Projekte handelt – die Schüler*innen lernen, wie sie ihre Ideen in die Tat umsetzen können.
3. Mitbestimmung bei Aktivitäten
In der Offenen Ganztagsbetreuung können Kinder an der Gestaltung des Tagesablaufs und der Auswahl der Aktivitäten beteiligt werden. Durch Abstimmungen oder Diskussionen können sie mitentscheiden, welche Spiele gespielt, welche Ausflüge unternommen oder welche Themen behandelt werden sollen.
4. Feedback-Kultur
Eine offene Feedback-Kultur, in der die Meinungen der Schüler*innen ernst genommen und in die Weiterentwicklung der Betreuung einbezogen werden, ist essentiell. Es gibt zudem einen Beschwerdeleitfaden und die Möglichkeit, sich im Falle auch anonym zu beschweren.
5. Verantwortungsbereiche
Indem Kindern immer wieder im sicheren Rahmen bestimmte Verantwortungsbereiche übertragen werden und ihre Anregungen aufgegriffen werden, lernen sie, wie wichtig ihre Rolle in der Gemeinschaft ist. Dies stärkt ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Selbstwirksamkeit und macht Lust darauf, sich auch weiterhin aktiv einzubringen.
Herausforderungen und Lösungen
Natürlich bringt die Beteiligung von Kindern – vor allem im relativ stark geregelten Schulumfeld – auch Herausforderungen mit sich. Manchmal können Entscheidungen lange dauern oder Konflikte entstehen. Bewährt haben sich einige Ansätze:
- Geduld und Zeit: Beteiligung erfordert Zeit. Es ist wichtig, Geduld zu haben und den Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Meinung zu äußern.
- Klare Regeln und Strukturen: Um chaotische Situationen zu vermeiden, sollten klare Regeln und Strukturen für Beteiligungsprozesse etabliert werden.
- Moderation und Unterstützung: die Betreuer*innen sollten als Moderator*innen und Unterstützer*innen agieren, um die Kinder anzuleiten und zu begleiten.
- Balance finden: Es ist wichtig, eine Balance zwischen den Wünschen der Kinder und den organisatorischen Möglichkeiten zu finden. Nicht jeder Wunsch kann sofort umgesetzt werden, aber die Kinder sollten verstehen, warum und gemeinsam nach realistischen Alternativen suchen.
Fazit
Die Beteiligung der Kinder in der Offenen Ganztagsbetreuung ist ein zentraler Aspekt einer zeitgemäßen und effektiven pädagogischen Arbeit. Sie fördert die Selbstständigkeit, das Selbstvertrauen und die sozialen Kompetenzen der Kinder und trägt zu einer positiven und motivierenden Lernumgebung bei. Durch gezielte und strukturierte Beteiligungsprozesse können die Betreuungskräfte in der OGTS dazu beitragen, dass Kinder sich als wertvolle und aktive Mitglieder ihrer (Schul-)Gemeinschaft erleben.
Indem wir die Kinder ernst nehmen und ihnen Mitbestimmungsmöglichkeiten bieten, legen wir den Grundstein für eine nachhaltige Bildung und Entwicklung. Die Offene Ganztagsbetreuung bietet hierbei zahlreiche Gelegenheiten, die genutzt werden sollten, um eine demokratische und partizipative Lernkultur zu fördern.
Kerstin Hogger, Jonathan Soziale Arbeit