Lesepat*innen – Chancen für Kinder

Lesekompetenz fördern: Das Projekt Lesepat*innen des Mehrgenerationenhauses Freilassing

In den letzten Jahren ist das Thema Lesekompetenz von Kindern verstärkt in den Fokus geraten. Gerade in der Grundschule, wo die Grundlagen des Lesens und Schreibens gelegt werden, haben viele Kinder durch die Pandemie eine wichtige Lernphase verpasst. Hier setzt das Projekt Lesepat*innen des Mehrgenerationenhauses Freilassing an: Eine inzwischen große Gruppe von Freiwilligen übt regelmäßig Lesen mit Kindern an verschiedenen Schulen.

Ehrenamtliche Unterstützung im Schulalltag

Lesepat*innen sind engagierte Freiwillige, die in Schulen oder Nachmittagsbetreuungen mit Kindern arbeiten, um deren Lesefähigkeiten zu fördern. Sie begleiten die Kinder während der Unterrichtszeit oder im Rahmen von Nachmittagsangeboten und unterstützen sie dabei, ihre Lesekompetenz zu verbessern. Die freiwilligen Helfer wählen in Absprache mit den Lehrkräften einen festen Wochentag und bestimmen, wie viele Stunden sie pro Woche mit den Kindern arbeiten möchten. Dabei werden sie einer bestimmten Klasse zugeordnet und üben mit den Schüler*innen den Lesestoff, den die Lehrkräfte vorbereiten.

Diese Arbeit findet in einem separaten Raum statt, fernab vom Trubel des Klassenzimmers. Das schafft eine ruhige und entspannte Atmosphäre, in der sich die Kinder besser konzentrieren können. Und genau das ist ein großer Vorteil: Die Kinder erfahren individuelle Zuwendung, ohne den Druck oder die Konkurrenz mit ihren Mitschüler*innen.

Folgen der Corona-Pandemie auf die Lesekompetenz

Die Auswirkungen der Schulschließungen während der Corona-Pandemie waren besonders bei den jüngeren Schüler*innen gravierend. Viele Kinder, vor allem in der zweiten und dritten Klasse, hatten deutliche Defizite in der Lesekompetenz. Dies zeigte sich nicht nur im Schulalltag, sondern auch in den Ergebnissen der IGLU-Studie (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) aus dem Jahr 2023. Die Studie verdeutlichte, wie groß der Handlungsbedarf ist: Viele Grundschüler*innen haben Schwierigkeiten, Texte flüssig zu lesen und zu verstehen. Hier setzt die Arbeit der Lesepat*innen an.

Mehr als nur Lesen: Persönliche Erfolge und Motivation

Die Kinder freuen sich auf die Zeit mit den Lesepat*innen. Für viele ist es ein Highlight der Woche. Sie verlassen das Klassenzimmer und tauchen in eine geschützte Lernumgebung ein, in der sie sich ohne Leistungsdruck dem Lesen widmen können. Diese persönliche Aufmerksamkeit und das Gefühl, dass jemand nur für sie da ist, wirkt motivierend – besonders auf schwächere Schüler*innen. Sie erleben das Lesen nicht mehr als Herausforderung oder Pflichtaufgabe, sondern als positive Erfahrung, die Erfolgserlebnisse schafft.

Ein schönes Beispiel dafür ist ein Zweitklässler, der sich besonders anstrengte, um seine Hefteinträge rechtzeitig zu erledigen. Seine Motivation? Das Lesen mit dem Lesepaten war seine Belohnung!

Auch in höheren Schulklassen zeigt sich der Erfolg dieser Arbeit. Ein Lesepate in einer Mittelschule unterstützte einen afghanischen Jungen, der in der siebten Klasse noch keine vollständigen Sätze sprechen konnte. Durch die intensive Arbeit und Zuwendung schaffte dieser Schüler es, eine hohe Punktzahl bei seiner Abschlussprüfung zu erreichen und kann nun eine Lehre beginnen.

Engagement ohne pädagogische Ausbildung

Eine häufige Sorge vieler potenzieller Lesepat*innen ist, dass sie keine pädagogische Ausbildung haben. Doch diese Angst ist unbegründet. Lesepat*innen müssen keinen Lehrstoff vermitteln oder eigene Materialien mitbringen. Sie sind dafür da, die Kinder zu unterstützen, zu motivieren und ihnen beim Lesen zuzuhören. Empathie, Geduld und eine positive Einstellung sind die wichtigsten Voraussetzungen für diese Aufgabe.

Flexibilität und Freiwilligkeit der Lesepat*innen

Der zeitliche Aufwand für Lesepat*innen ist überschaubar und flexibel gestaltbar. Viele starten mit einer Schulstunde pro Woche, bieten aber häufig mehr Stunden an, wenn sie merken, wie wertvoll ihre Arbeit für die Kinder ist. Ob am Vormittag oder am Nachmittag – die Ehrenamtlichen können selbst entscheiden, wann und wie sie sich engagieren möchten. Zudem können sie wählen, ob sie lieber mit jüngeren oder älteren Schüler*innen arbeiten wollen.

Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten

Die Arbeit der Lesepatinnen und Lesepaten ist nicht nur für die Kinder eine Bereicherung, sondern auch für die Freiwilligen selbst. Sie erleben hautnah, wie sie die Entwicklung von Kindern positiv beeinflussen und deren Selbstvertrauen stärken. Jedes Lächeln, jedes Erfolgserlebnis der Kinder zeigt, dass sich das Engagement lohnt. Für die Kinder bedeutet diese Unterstützung eine enorme Chance, ihre Lesefähigkeiten zu verbessern und sich langfristig in ihrer schulischen Laufbahn zu behaupten.

Haben Sie Lust mitzuwirken?

Wenn Sie sich für das Projekt interessieren und evtl. Lust haben als Lesepat*in tätig zu werden, melden Sie sich einfach bei uns:

Barbara Nicolai, Mehrgenerationenhaus Freilassing
lesepaten.freilassing@gmail.com
Tel: +49 151-11094571 (dienstlich)
+49 175 9786088 (privat)

Gerne können sich weitere Schulen und Kindergärten an uns wenden. Wir werden versuchen, für jede Einrichtung die passenden Lesepat*innen zu finden.

Barbara Nicolai, Mehrgenerationenhaus Freilassing, Startklar Soziale Arbeit Oberbayern

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